Grobes Vorschneiden der Stammware
Die
Stammware ist so schwer, dass sie nicht
auf die Standmaschinen gehoben und dort
bewegt werden kann. Sie muss am Boden
liegend vorgeschnitten werden. Ich lege
sie dazu auf einige Kanthölzer
und bringe mit Schraubzwingen
Parallelanschläge aus langen
Brettern an. Als Handkreissäge
verwende ich ein Modell mit 85mm
Schnitttiefe aus dem Profibereich.
Von preisgünstigen Baumarktkreissägen
rate ich ab. Sie erzeugen vor allem
Brandspuren im Holz und schneiden nicht
geradeaus.
Schleifen
Zum
Schleifen bieten die Baumärkte viele
Geräte an, Exzenterschleifer sind oft
schon für unter 20 Euro zu haben. Ich
habe diese Maschinen ausprobiert, sie
haben sich nicht bewährt. Bei den
günstigen Maschinen wird vor allem an
der Mechanik gespart, denn die macht
ein Gerät teurer. Das, was an Mechanik
fehlt, wird manchmal versuchsweise
durch Motorleistung wettzumachen
versucht. Die Folge sind Geräte, die
heiß werden, und bei denen das
Schleifpapier schnell unbrauchbar
wird. Dazu kommt, dass es bei den
Belastungen, die bei einem Bootsbau
auftreten, einfach zu beschädigten
Getriebeteilen kommt - Ersatz kann
zumindest bei den ganz billigen
Geräten nicht beschafft werden.
Heimwerker-Markengeräte sind zumindest
reparabel, weil die bekannten Marken
auch für ältere Geräte immer noch
Ersatzteile vorhalten - das ist
schonmal ein großer Vorteil. Wirklich
Freude macht das Arbeiten erst mit
Profigeräten. Ich habe lange mit
Heimwerker-Geräten gearbeitet und auch
gute Ergebnisse erzielt. Aber seit ich
die Profigeräte habe, ahne ich, wie
viel Zeit ich hätte sparen können.
Zwingen
Von
Schraubzwingen kann man nie genug
haben...
Präzises Nacharbeiten der Stammware
Nachdem
die Stammware vorgeschnitten ist,
erfolgen weitere Schnitte auf einer
Säge. Ich verwende als Tischkreissäge
ein Modell mit Schiebeschlitten, das
gebraucht ca. 1000,- Euro kostet. Dieses
arbeitet präzise und ist robust. Ich
empfehle, nicht das mitgelieferte
Universalblatt zu verwenden, sondern je
nach Einsatzzweck ein gröberes Blatt
oder eines für feine Schnitte zu kaufen.
Für zwei gute zusätzliche Blätter
müssen ca. 100 Euro investiert werden.
Weiterhin nutze ich eine Bandsäge.
Bandsägen arbeiten nicht sehr präzise,
haben jedoch hohe Schnittleistungen und
ermöglichen Kurvenschnitte, bei denen
die Schnittkante orthogonal zur flachen
Seite des Holzes liegt. Bei Stichsägen,
die man für diese Arbeit auch verwenden
kann, wandert das Blatt oft in der Kurve
nach außen, wird heiß, läuft blau an und
wird dann stumpf.
Oben die
Kreissäge mit Schiebeschlitten,
unten die Hobelmaschine. Links als
Dickenhobel, rechts als
Abrichthobel. Im Bild links unten
erkennt man den Schlauch, der zur
Spanabsaugung führt.
Für die langen Hölzer, die man
verarbeitet, benötigt man zusätzliche
Unterlagen, um an den Standmaschinen
arbeiten zu können. Ich verwende drei
Rollenträger, die ihren Dienst leidlich
tun: Auf den ersten Blick sehr
praktisch, stellt man jedoch fest, dass
sie dazu neigen, umzufallen - vermutlich
sollte man deutlich mehr als drei
solcher Träger verwenden...
Rollenträger,
leider nicht kippsicher
Für viele Arbeiten an Details sind Geräte
mit Vibrationstechnik gut geeignet, die
mit verschiedenen Vorsatzklingen oder
-sägeblättern ausgestattet werden können.
Klammern mit Pressluft
Für diverse Verklebungsarbeiten kommen
Pressluftnagler und -klammerer zum
Einsatz. Solche Geräte sind nicht
unbedingt erforderlich, es gibt auch
elektrische Entsprechungen. Da eine
Pressluftanlage aber auch an anderen
Stellen von Vorteil ist, habe ich mich
für diese Variante entschieden. Ich
verwende zwei preisgünstige Geräte: Ein
Nagler/Klammerer für Klammern mit
schmalem Rücken, ein weiterer Klammerer
für Klammern mit sehr breitem Rücken
(nötig für das Klammern von
Furnieren).
Luft- und Holzfeuchtemessung
Da ich meine Werkhalle nicht heizen
kann, muss kann ich Temperaturen und
Feuchten kaum beeinflussen. In der
Übergangsjahreszeit bleibt mir daher
nichts, als die Arbeit mit dem
Expoxidharz unter Umständen auf einen
anderen Tag zu verschieben. Um die
Arbeitsbedingungen zuverlässig zu
beurteilen, ist eine Messung der
Temperaturen und Feuchten hilfreich. Für
die Messung der Luftfeuchte und
-temperatur verwende ich eine einfache
"Wetterstation", die ich als
Werbegeschenk erhalten habe. Für
die Holzfeuchte ein einfaches Gerät.
Letzteres ist kein Profigerät - solche
Geräte kosten mehrere Hundert Euro und
sind mir gemessen an der Bedeutung, die
die Messung hier einnimmt, einfach zu
teuer.
Luft- und Holzfeuchtemessung. Die
Feuchtigkeit des Holzes sollte im
Bereich 8-12% liegen. Da ich meinen Raum
nicht heizen kann, liegt sie bei mir
etwas höher.
Sicherheit und Sauberkeit am
Arbeitsplatz
Auch wenn
man als Freizeitbootsbauer arbeitet, ist
man Gefahren ausgesetzt. Eine
Staubschutzmaske in Profiqualität darf
nicht fehlen: Beim Schneiden und
Schleifen von Harthölzern entsteht
Staub, der als Gefahrstoff anzusehen
ist. Eichenstaub
ist zwar die reine Natur, aber dennoch
krebserregend. Ich verwende
daher zusätzlich zur Staubabsaugung
(s.u.) eine Vollgummi-Staubschutzmaske
mit Zu- und Abluftventilen und
auswechselbaren Filtern, wie sie bei
Werkzeughändlern zu erhalten ist. Sie
schützt bis zum etwa 40-fachen der
maximalen Arbeitsplatzkonzentration.
Eine Einweg-Maske stört nur bei der
Arbeit und hat keinen Effekt. Wenn die
Maschine, die ich gerade benutze, mit
einer Stauabsaugung verbunden ist,
verwende ich die nachstehende Halbmaske.
Wenn das Gerät über keine Absaugung
verfügt, kommt die Vollmaske zum Einsatz
- sie schützt bis zum 400-fachen der
maximalen Arbeitsplatzkonzentration.
Links
eine gute Halbmaske mit doppeltem,
auswechselbarem Filtersystem: Das
Watte-ähnliche Vorfilter hält
gröbere Partikel ab, dann strömt die
Luft durch das Feinstfilter der
Klasse P3. Rechts eine Einweg-Maske,
die mir zusammen mit einer neuen
Maschine geliefert wurde. Sie
bleibt nicht ohne Grund in ihrer
Verpackung...
Links
eine Vollmaske, die ich dann verwende,
wenn die Maschine, die ich gerade
benutze, nicht an eine Staubabsaugung
angeschlossen werden kann (z.B.
Oberfräse). Rechts ist ein
mehrstufiges Filter gezeigt, dass
verwendet werden muss, wenn man mit
Epoxidharz arbeitet. Der Aufdruck
A2-B2-E2-K2-P3 zeigt, dass es gegen
chemische und biologische Dämpfe,
außerdem gegen Rauch und Staub
schützt. Praktisch ist es, wenn man
die Masken so wählt, dass sie alle mit
denselben Filtern betrieben werden
können. Bei mir haben alle Filter das
Standard-40mm-Rundgewinde.
Selbstverständlich
sind
außerdem
Schuhe
mit
Stahlkappen, Schutzhandschuhe passend
zum Einsatzzweck (also säurefeste
Handschuhe zum Arbeiten mit Epoxid
(nachprüfen - nicht jeder Gummihandschu
schützt vor jeder Flüssigkeit!), normale
Arbeitshandschuhe zum Tragen der Hölzer
und so weiter), eng anliegende Kleidung,
Schutzbrillen und unbedingt eine
professioneller Gehörschutz. Kombi-Sets,
die Gehörschutz, Brille und Atemschutz
enthalten und oft in Baumärkten
angeboten werden, sind wirklich
schlecht. Eine vernünftige
Schutzausrüstung kostet mindestens so
viel wie ein paar ordentliche
Arbeitsschuhe, und sie ist dabei immer
noch um vieles billiger als ein einziger
Arztbesuch.
Grundsätzlich
rate
ich dazu, eine Spanabsaugung zu
verwenden, wenn man das Projekt ohne
Staublunge überleben möchte. Ich
verwende eine kleine stationäre Maschine
für Kreissäge und Hobelmaschine und
einen Nass-Trocken-Sauger für die
handgeführten Elektrogeräte.
Spezialthema: Epoxid
Moderne Epoxid-Harze haben sehr gute
Eigenschaften, die sie zu einem
unübertroffenen Bootsbaumaterial machen.
Bei der Handhabung ist das Folgende
unbedingt wichtig:
- Für das Harz-Härter-Gemisch werden
Mischungsverhältnisse angegeben, die
unbedingt einzuhalten sind. Wenn man
sie nicht einhält, erzeugt man ein
Material, das nicht die
Eigenschaften hat, die es haben soll,
dafür aber andere, die es nicht haben
soll: Beim Schleifen des schlecht
gemischten, aber ausgehärteten
Gemischs gerät Staub in die Luft.
Dieser Staub enthält Harz- oder
Härter-Anteile, die (noch) keinen
Reaktionspartner gefunden haben
- den finden sie nun in Ihrer
Lunge!
Eine digitale Laborwaage, ein
Taschenrechner und am besten
entsprechende Dosierpumpen an den
Vorratsbehältern helfen, das
Verhältnis auf mindestens 1%
Genauigkeit zu treffen.
- Zum Reinigen von Werkzeugen und der
zu bearbeitenden Oberflächen wird in
der Regel Aceton empfohlen. Aceton ist
ein organisches Lösemittel. Es heißt
so, weil es organische
Verbindungen löst. Dazu gehören die
eigene Haut und auch die Lunge. Also
verwendet man auf jeden Fall immer
entsprechende Spezialhandschuhe
(Kosten ca. 7 Euro) und arbeitet an
gut belüfteten Orten. Besser noch ist
es, wenn man ein entsprechendes Filter
für organsiche Verbindungen in die
Atemmaske einsetzt.
Ausrüstung
zum Anmischen des
Harz-Härter-Gemischs. Die Dosierpumpen
sind im Fachhandel erhältlich
und ersparen die Waage. In
diesem Fall ergibt je ein Pumpenhub
der beiden Pumpen eine Mischung im
Verhältnis 1:5. Da für das hier
verwandte Harz ein anderes
Mischungsverhältnis nötig ist, wird
eine Waage benutzt. Die Waage ist aber
in jedem Fall zu bevorzugen, da es
vorkommt, dass man mit der Pumpe etwas
Luft ansaugt - ohne Waage besteht dann
keine Kontrollmöglichkeit mehr, ob die
Mischung gelungen ist oder nicht. In
der Regel brauchen die Dosierpumpen
nach der Arbeit nicht demontiert und
gereinigt zu werden, Harz und Härter
sind ausreichend vor Luftfeuchtigkeit
geschützt - es sei denn, man
unterbricht die Arbeit für mehrere
Wochen. Mischbecher mit kreisrunder
Grundfläche sind besser für das
Mischen geeignet als solche mit
rechteckiger wie etwa die üblichen
Ausrollwannen zum Lackieren. Im runden
Becher bleiben keine unvermischten
Rückstände in irgendwelchen Ecken
zurück.
|